Fotos und Bericht der Besichtigung des Munitionszerlegebetriebs Hünxe

Bald wird sie fertig sein, die neue thermische Entsorgungsanlage für Fundmunition in Hünxe. Das wird nicht nur unsere Mitglieder interessieren, meinte Hans Nover, Vorsitzender der Wirtschaftsgemeinschaft Hünxe e.V., sondern auch viele Bürger der Standortgemeinde und lud beide Gruppen zur Besichtigung ein.

Dr. Thomas Brückert, Betriebsleiter des MZB wies gleich zu Anfang darauf hin, dass aus Sicherheitsgründen öffentliche Besichtigungen der Anlage eigentlich nicht vorgesehen sind.

„Wir zerlegen hier Kriegsmunition und verpacken keine Gummibärchen“ stellte er fest, „doch wir haben nichts zu verbergen und ich freue mich darauf, Ihnen alles zu zeigen“. Die obligatorischen Sicherheitshinweise folgten und schon ging es los ins Dokumentationszentrum.

Entschärfte Granaten, Bomben, Luftminen und vor allem auch deren unterschiedliche Zünder stehen für Schulungszwecke bereit. „Selten werden diese Dinge durch Zufall bei Bauarbeiten gefunden“, erklärt Dr. Brückert,  „der größte Teil findet sich durch Luftbildauswertung und anschließende gezielte Suche. Das wird dort drüben im Schulungszentrum  trainiert.“ Er zeigt auf ein überdimensionales Zelt mit Holzrahmen und gewaltiger Höhe. Drinnen ist die Erdoberfläche mit Bohrlöchern nachgebildet. Unten wird Munition versteckt, die dann mit Sonden von oben entdeckt werden muss.

Zentrale Aufgabe neben Dokumentation und Schulung ist natürlich die Vernichtung der gefundenen Kampfmittel. „Zunächst zeige ich Ihnen die neue Thermische Entsorgungsanlage TEA und dann die alten offenen Verbrennungsöfen“ sagt der Betriebsleiter, „dazwischen liegen Lichtjahre an technischer Entwicklung“. Zentraler Bestandteil ist ein sogenannter Wanderbettschachtofen, eine 22 Meter hohe und zwei Meter dicke Röhre, gefüllt mit 140 Tonnen kleiner Stahlkugeln. Der mittlere Teil wird mit Erdgas auf 850°C aufgeheizt, während die Röhre oben und unten kalt bleibt. In kleinen Portionen von zehn Kilogramm wandern dann die Kampfmittel wie in einer Sanduhr von oben durch die heiße Zone nach unten, wo der ausgebrannte Schrott entnommen wird. Die Stahlkugeln wirken dabei als Puffer.

Besonders stolz erläutert Thomas Brückert die nachgeschalteten  Reinigungsstufen für die Verbrennungsrückstände Staub, Säuren, Schwermetalle und Stickoxide. „Wir werden die gesetzlichen Grenzwerte des Bundes-Immissionsschutzgesetzes BImSchG §17 einhalten“, meint er, „für die komplette Anlage mit Rauchgasreinigung haben wir schließlich 34 Millionen Euro investiert“.

Dann kommt das Kontrastprogramm, der alte Ofen mit offener Verbrennung, ohne jegliche Filter oder Reinigungsstufen. Das ist nicht viel besser als 1952. Damals wurde auf dem Sprengplatz Schwarze Heide die Munition auf einen Haufen geworfen und einfach in die Luft gejagt.

Und heute? Der Natur- und Umweltschutz hat höchste Priorität. Vor Beginn der Bauarbeiten hat zum Beispiel ein öffentlich bestellter und vereidigter Reptilienexperte das Gelände untersucht. Tausende von Reptilien und Amphibien wurden gefangen und umgesiedelt. In den vorhandenen Feuerlöschteichen hatten  sich Tiere und Pflanzen angesiedelt. Also wurden alle Löschteiche zu Schutzzonen umfunktioniert. Für das Löschwasser wurden  neue unterirdische Zisternen geschaffen.

Die Besucher waren beeindruckt. „Wir haben einen sehr informativen und interessanten  Vormittag erlebt“, meinte Helmut Hilger. „für die Gemeinde Hünxe ist diese neue Hightec- Betriebsstätte ein Vorzeigeobjekt“. Das sahen wohl auch die übrigen Besucher so und dankten dem Betriebsleiter mit Beifall für die Führung.

Dieser gab das Lob zurück und zeigte sich beeindruckt von der Fachkompetenz und den vielen Fragen der interessierten Besucher. Dass sich die Besichtigung durch die Nachfragen um eine Stunde verlängerte, hatte kaum jemand bemerkt.

Dieser Beitrag wurde unter Fotogalerien veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.